Milchstraßenfotografie

Das Fotografieren der Milchstraße gehört zu den beeindruckensten Nachtfotografie Projekten schlechthin. Um ansprechende Resultate zu erzielen, ist es sinnvoll ein wenig Zeit für die Planung und Vorbereitung zu investieren. Zum einen sollte man überlegen, welches Kamera Equipment benötigt wird und an welchem Standort eine solche Aufnahme möglich ist.

Das Equipment

Neben einer DSLR mit lichtstarkem Objektiv ist ein Stativ Pflicht, um Milchstraßenfotografie betreiben zu können.

Bei mir kommen folgende Sachen in den Fotorucksack:

  • Canon 5d Mark IV
  • Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM
  • Irix IL-15FF-EF Ultraweitwinkelobjektiv Firefly 15mm f2,4
  • °nachtlicht Schraubfilter 82mm, https://shop.star-trails.de oder ROLLEI ASTROKLAR Rundfilter 95mm
  • Stabiles Stativ inkl. Kugelkopf, z.B. Manfrotto MT055CXPRO4 055 Carbon Stativ (mit 4 Segmenten) und Manfrotto MHXPRO-BHQ2 XPRO Magnesium Kugelkopf mit 200 PL Platte
  • Fernauslöser, z.B. Canon RC-6 Infrarot-Fernauslöser
  • Akkus
  • Objektivtücher, z.B. B+W Photo-Clear Mikrofaserreinigungstuch für Filter, Objektive und Co, 18x18cm

Weiteres nützliches Equipment:

  • Taschenlampe, z.B. LED Lenser T7.2 LED Taschenlampe, 300 Lumen
  • Stirnlampe, z.B. LED Lenser H7R.2
  • Faltbares Thermositzkissen oder Campingstuhl
  • Decke, falls es kalt wird
  • Mückenspray
  • Getränke und eine Kleinigkeit zu essen

Die Planung

Die Milchstraße setzt sich aus unzähligen einzelnen Sternen zusammen, die jedoch in unseren Breitengrade durch die hohe Lichtverschmutzung fast nicht mehr beobachtet werden kann. Daher ist die Grundvoraussetzung für die Milchstraßenfotografie einen geeigneten Standort zu finden. Hierzu stehen verschiedene Apps oder Lichtverschmutzungsinformationen im Internet zur Verfügung:

Folgende Punkte sollte man bei der Auswahl eines geeigneten Standortes beachten:

  • Der Standort sollte möglichst dunkel sein (vgl. mit Lichtverschmutzungskarte) und nicht in der Nähe eines Flughafen liegen.
  • Außerdem sollten sich in Richtung Südosten bis Südwesten keine größeren Städte befinden, die bei einer Aufnahme zu einer starken Aufhellung des Horizontes führen.
  • Ein höher gelegener Standort, z.B. in den Alpen, sorgt meistens für eine bessere Sicht und somit für kontrastreichere Bilder.
  • Je nach Jahreszeit befindet sich die Milchstraße in unterschiedlichen Winkeln zum Horizont und gerade das galaktische Zentrum liegt nur wenige Grad über dem Horizont. Daher sollte der Blick möglichst frei sein, was besonders bei einer Panorama Aufnahme extrem wichtig ist.
  • Zur Planung der Aufnahme gehört auch das Einbeziehen eines interessanten Vordergrundes, um der Aufnahme noch mehr Inhalt zu verleihen. Vor allem Seen oder Berge eignen sich für solche Bilder.

Hat man einen guten Standort für eine Aufnahme gefunden, so muss jetzt der richtige Zeitpunkt geplant werden:

  • Möchte man das farbenreiche galaktische Zentrum der Milchstraße ablichten, so ist dies nur von März bis September/Oktober möglich. Außerdem variiert die Uhrzeit, wann das Zentrum fotografiert werden kann. So ist es zu Beginn des Jahres in der zweiten Nachthälfte am Himmel zu sehen und nach den Sommermonaten in der ersten Hälfte der Nacht.

Als letztes wird die Position der Milchstraße am Himmel in die Planung integriert:

  • Die Position der Milchstraße ändert sich während der Nacht, aber auch während des Jahres. Daher ist eine genaue Positionsplanung unerlässlich.
  • Um eine genaue Planung zu ermöglichen, ohne direkt vor Ort sein zu müssen, kann man verschiedene Apps zur Unterstützung heranziehen.

Position der Milchstraße mit Hilfe einer App planen:

Es gibt mittlerweile eine Reihe von verschiedenen Apps die eine Planung ermöglichen. Hier sind ein paar der mir bekannten und verwendeten Apps für iOS aufgeführt:

  • PlanIt!
  • PhotoPills
  • TPE 3D
  • SkyView

Die App PlanIt! ist eine der umfangreichsten Anwendungen, um Bilder am heimischen Tablet oder Smartphone zu planen. Sie bietet verschiedenste Planungsszenarien in der Ephemeriden-Funktion wie Startrails, Milchstraße oder Meteorschauer. Aber auch die gängigen Sonne/Mond-Funktionen, wie Aufgang bzw. Untergang, Positionen und Dämmerung. Dieser Umfang der App erfordert eine gewisse Einarbeitungsbereitschaft.

Standortplanung mit Hilfe von PlanIt!:

Zunächst legt man seinen Standort fest, an dem das geplante Foto entstehen soll. Diese Standorte können innerhalb der App gespeichert werden.

Anschließend werden die Punkte für den Kamerastandort, sowie das Szenenstandort festgelegt. Hierzu klickt man auf der rechten Seite auf das Plus-Zeichen und ein kleines Menü öffnet sich. Zusätzlich kann man noch eine Markierung hinzufügen, die später wieder gespeichert werden kann.

 

Habe ich beide Standorte für die Planung meiner Aufnahme eingefügt, so werden mir diese mit Hilfe des roten (Szenenstandort) und blauen (Kamerastandort) dargestellt. Anschließend kann ich über das Hauptmenü meinen Standort und Markierungen für später speichern.

Über die Ephemeriden-Funktion komme ich meiner Planung einen weiteren Schritt näher. In diesem Fall wähle ich die Milchstraßen Suche, um mir anzeigen zu lassen, an welcher Position und um welche Uhrzeit die Milchstraße zu sehen ist.

Nun habe ich alle zur Planung benötigten Informationen in der App eingegeben, d.h. Datum und Uhrzeit angepasst, sowohl Kamera-, als auch Szenenstandort gewählt und die Milchstraßen Suche verwendet. Aus der App kann man in diesem Fall folgende Interpretationen für eine geplante Milchstraßen-Aufnahme ziehen:

  1. Die Milchstraße befindet sich hinter meinem Kamerastandort, d.h. sie steht nicht zur geplanten Uhrzeit über meinem Szenenstandort.
  2. Es ist fast Vollmond, daher wäre diese Nacht für eine solche Aufnahme viel zu hell.

Auf diese Weise konnte relativ einfach die Machbarkeit oder eben die Nicht-Machbarkeit einer Milchstraßen-Aufnahme festgestellt werden. Gerade bei Orten die man vorher noch nicht besucht hat, ist eine solche Planung von Vorteil, da viel Zeit gespart und Enttäuschungen minimiert werden können.

Vor allem Apps mit integriertem 2D-Milchstraßenplaner und Augmented-Reality (AR) Funktionalität eigenen sich für die Planung. Diese ermöglichen bereits tagsüber eine Planung vor Ort und man kann testen , wo genau und in welchem Winkel die Milchstraße am Spot zu sehen ist. Die AR Funktionalität zeigt das reale Bilder durch die Smartphone Kamera und blendet die Milchstraße zur gewünschten Uhrzeit ein. Eine App die diese Funktionen enthält ist PhotoPills für iOS.

2D-Milchstraßenplaner mit PhotoPills:

  • Zu Beginn muss die App auf die richtige Position gestellt werden, an der das spätere Foto enstehen soll. Entweder man ist direkt vor Ort, dann ermittelt die App den Standort durch das eingebaute GPS oder man setzt den roten Standort selber auf den geplanten Ort.
  • Anschließend streicht man oben links so lange weiter, bis das Icon mit der Milchstraße erscheint. Hierdurch erhält man für das eingestellte Datum, die Uhrzeit und den Standort viele Planungsinformationen.
  • Die kleinen Balken neben dem Milchstraßensymbol zeigen die Eignung der Nacht für eine Milchstraßenaufnahme an.
  • Für die Planung einer solchen Aufnahme muss der Zeitregler innerhalb des dunkelblauen Bereiches bleiben, denn nur zu dieser Zeit ist es vollständig dunkel.
  • Der AZIMUT gibt einmal die Himmelsrichtung des galaktischen Zentrums und die des höchsten Punktes an. Wichtig: 0° entspricht Norden, 90° Osten, 180° Süden und 270° Westen.
  • Daneben findet man die Höhe des galaktischen Zentrums, sowie den höchsten Punkt des Milchstraßenbogens.

Augmented Reality (AR) Funktionalität:

  • Die AR Funktion muss vor Ort ausgeführt werden und dient der schnellen Standortüberprüfung, wie z.B. ob der geplante Bildaufbau realisierbar ist.
  • Bewegt man das Handy sieht man irgendwann die Milchstraße zur geplanten Uhrzeit im Bild.
  • Über die Funktion Aktion kann das aktuelle Bild gespeichert oder geteilt werden.

PROJEKT: Milchstraßen-Aufname mit Lavendelfeld

Beim nächsten Besuch der Provence im Juli soll diesmal ein Lavendelfeld mit Milchstraße realisiert werden. Eine Vielzahl an Feldern findet man um den Ort Valensole, in der Nähe von Manosque und die Hauptzeit der Lavendelblüte liegt zwischen Mitte Juli und Mitte August. Diese Region bietet neben großen Flächen, auch Felder in verschiedenen Himmelsrichtungen an, so dass es auf alle Fälle möglich ist, die Milchstraße mit einem langgestreckten Lavendelfeld abzulichten.

Betrachtet man die Lichtverschmutzung, so gibt es sicher bessere Orte als Valensole, um die Milchstraße zu fotografieren. Jedoch ist die Flexibilität vor Ort nicht zu unterschätzen, gerade wenn man nicht weiß, wie weit der Lavendel eventuell schon verblüht ist oder noch gar nicht blüht. Daher haben wir uns eine Unterkunft in der Nähe gesucht, um flexibel Abends fotografieren zu können.

[Quelle: https://www.lightpollutionmap.info]

Für eine erste grobe Planung sind wir mit dem Auto die verschiedenen Felder um Valensole abgefahren und haben verschiedene Spots rausgesucht. Wichtig war vor allem, dass der ausgesuchte Spot ein Lavendelfeld mit den klassischen langen Lavendelreihen aufweist und der Lavendel in voller Blüte steht.

Haben diese ersten Faktoren gepasst, wurden die beiden oben beschriebenen Apps herangezogen, um zu prüfen, ob sich der Spot auch für eine Milchstraßen Aufnahme eignet. Als erstes wurde immer PhotoPills mit Nacht AR Funktion genutzt, um zu sehen, ob das Lavendelfeld die richtige Ausrichtung zur Milchstraße hat.

Hat diese zweite Überprüfung zu einem positiven Ergebnis geführt, so wurde der Spot auf Google Maps markiert, um ihn später einfacher auffinden zu können. Auf diese Weise wurden an einem Nachmittag mehrere Spots geprüft und für gut befunden oder aus der möglichen Liste gestrichen. Ich habe mir extra mehrere Spots für die Aufnahme ausgesucht, um flexibel auf die vor Ort herrschenden Gegebenheiten, wie Menschen, Lichter von Autos oder Häusern reagieren zu können. Um diese Jahreszeit ist sehr viel los in der Provence und gerade die Lavendelfelder dienen vielen anderen Touristen als Fotomotiv.

Anschließend wurde noch einmal die Location mit PlanIt! genauer geprüft.

 

Um 23:39 Uhr würde die dunkle Nacht beginnen und somit das fotografieren der Milchstraße am besten möglich sein. Das fertige Bild soll aus zwei Teilen bestehen, die später in Photoshop zusammengesetzt würde.

Equipment:

  • Canon 5d Mark IV
  • Irix 15mm
  • Stativ
  • Manfrotto Lumimuse 6 LED zum Ausleuchten des Lavendelfeldes
  1. Ich wollte möglichst das Milchstraßenzentrum auf meinen Bild festhalten und musste daher lange mit einer hohen ISO belichten

  1. Auf der anderen Seite wollte ich das Lavendelfeld in meine Aufnahme integrieren. Dazu habe ich es während einer verkürzten Belichtung mit einer Taschenlampe ausgeleuchtet und die ISO auf 100 gesetzt.

Das ist das erste Ergebnis von Milchstraße und Lavendelfeld. Das Bild hat sowohl positive als auch negative Aspekte, die es noch zu verbessern gilt:

Positiv:

  • Die Milchstraße abzulichten war relativ einfach und mit den verschiedenen Apps zuvor planbar.
  • Obwohl die Lichtverschmutzung an diesem Ort relativ hoch ist, war es möglich die Milchstraße mit bloßem Auge zu sehen und zu fotografieren.
  • Der Baum dient als zentrales Element für den Bildaufbau

Negativ:

  • Das Ausleuchten des Lavendelfeldes mit der Taschenlampe reicht nicht aus, um dem Bild Tiefe zu geben. Das nächste Mal würde ich das Lavendelfeld bereits in der blauen Stunde inkl. Focus Stacking fotografieren.
  • Der Standort der Kamera war vom Lavendelfeld zu weit entfernt. Somit wurde zuviel unnötiger Vordergrund fotografiert.
  • Der Nachtfilter hat leider nicht auf das verwendete Objektiv gepasst, daher sind am Horizont noch einige Lichtverschmutzungen zu sehen.​
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